KV Darmstadt zur Förderung des Obstbaues, der Garten- und Landschaftspflege e.V.

Sommerschnittlehrgang beim Kreisverband Darmstadt

In Anlehnung an den am 8. März durchgeführten Winterschnitt veranstaltete der Kreisverband Darm­stadt zur Förderung des Obstbaues, der Garten- und Landschaftspflege (KOGL) seinen diesjährigen Sommerschnittlehrgang an Obstgehölzen. In diesem Jahr erstmals an zwei aufeinanderfolgenden Tagen (22. und 23. August). Wobei sich der Kurs in einen theoretischen und einen praktischen Teil gliederte.

Der theoretische Teil fand am 22. 08. von 18.30 - 21.00 Uhr in der Alten Schule in Asbach (Modautal) Schulstraße 6 statt. Kurz vor 19 Uhr konnte der Vorsitzende des Kreisverbands, Klaus Pönitzsch, vierunddreißig Interessierte, Mitglieder und Gäste begrüßen, wobei er sich besonders bei den Kommunalbediensteten der Kreisverwaltung bedankte. Ebenso begrüßte er den Referenten des Abends, Herrn Hans-Joachim Vogler aus Reichelsheim im Odenwald. Herr Vogler ist Dipl.-Ing. für Landschaftspflege und Fachwartausbilder im Odenwaldkreis.

Zunächst hörten wir vom Referenten, viel Neues und Interessantes über den Schnitt an Obstgehölzen. Wir lernten die drei Lebensphasen des Baumes kennen, also die Jugend- die Ertrags- und die Altersphase, die es zu beachten gilt, bevor ich an den Baum trete um ihn zu schneiden. Weshalb führen wir überhaupt einen Baumschnitt durch?Um Einfluss zu nehmen auf das Wachstum des Obstbaumes. So sollen durch den Schnitt, zu dichte Baumkronen, zu frühes Vergreisen, zu starke Alternanz oder Astbrüche vermieden werden. Außerdem erleichtert eine gut strukturierte Baumkrone das Ernten der Früchte. Darüber hinaus wurden die unterschiedlichen Schnitttechniken erläutert und der Unterschied zwischen Winterschnitt und Sommerschnitt und die damit verbundene Auswirkung auf das Wachstum des Holzes. So bewirkt z. B. das Entfernen unerwünschter Holztriebe im Juni einen besseren Lichteinfall in die Krone und damit eine bessere Ausreifung der Früchte. Ferner trocknen die Blätter nach einem Regen schneller ab, was einem schnellen Pilzbefall erschwert. Ein früher Sommerschnitt wirkt sich positiv auf die Blütenknospenbildung und den damit in Zusammenhang stehenden Fruchtansatz für das kommende Jahr und beugt starken Ertragsschwankungen vor.

Bei der Erziehung gut strukturierter Baumkronen – ist die Entfernung der Konkurrenztriebe um die Leitäste und den Mitteltrieb von großer Bedeutung. Bei stark wachsenden Obstsortenbewirkt der Sommerschnitt eine Reduzierung der Blattmasse. Der Obstbaum verliert Assimilationsfläche und kann daher im Herbst weniger Nährstoffe in Wurzel und Stamm für den Austrieb im Frühjahr einlagern. Die Folge ist ein schwächerer Austrieb im Frühling. Das bedeutet, dass „schwachwüchsige Obstbäume“ vorwiegend im Winter und „starkwüchsige Obstbäume“ im Sommer geschnitten werden sollten.

Ganz gleich ob Winter- oder Sommerschnitt, einige Grundregeln der sogenannten Wachstumsgesetze sind immer zu beachten. Besonders hob Herr Vogler das Blattmassegesetz hervor. Eine große Blattmasse bewirkt ein starkes Wachsen des Zweiges während eine Reduzierung der Blattmasse sich als Wachstumsbremse auswirkt. Anhand von Bildbeispielen zeigte Herr Vogler, was man bei einem nicht fachgerechten Baumschnitt alles falsch machen kann.

Zum Abschluss des theoretischen Teils ging Herr Vogler noch auf die richtige Handhabung des Werkzeugs und ihre Pflege ein. Hierbei erlernten die Teilnehmer das fachlich richtige Ansetzen von Baumschere und Säge am Gehölz.

Nach Beendigung des Vortrags wünschte Herr Pönitzsch den Anwesenden einen guten Nachhauseweg, lud Alle für den kommenden Tag herzlich ein und wünschte für den praktischen Teil gutes Wetter.

Der praktische Teil des Schnittlehrgangs erfolgte dann im Gemarkungsbereich der Stadt Ober-Ramstadt ab 10.00 Uhr auf der Gemeinschaftsobstbaumpflanzung „Rohrbacher Weg“, unseres Vereinsmitgliedes, der Gemeinschafts-Obstpflanzung Modautal, deren Vorsitzender Herr Speyer alle Anwesende auf ihrem Vereinsgelände herzlich begrüßte.

Herr Vogler demonstrierte zunächst an einem Fallbeispiel - ein besonders vernachlässigter Baum - die wichtigsten Anforderungen an diesen Baum und wies auf die Fehler hin, die der falsche Baumschnitt der vergangenen Jahre bewirkt hatte. Danach betrachteten wir den Wachstumszustand der Bäume, an denen wir den letzten durchgeführten Winterschnitt vorgenommen hatten und nahmen kleine Korrekturen vor.

Einen besonders starkwüchsigen und zur falschen Zeit geschnittenen Baum nahmen wir dann anschließend in Augenschein. Es wurde gefachsimpelt über den Zustand der Krone, der Leitäste und des Allgemeinzustands des Baumes. Der erforderliche Demonstrationsschnitt nahm dann einen größeren Zeitabschnitt ein.

Im Anschluss daran bildeten sich mehrere Gruppen zu zwei bis drei Teilnehmer, welche dann selbständig einen Baum zur Verfügung gestellt bekamen, um an diesem das Gelernte zu üben. Natürlich galt es für die „Neuen“ erstmals ihre Hemmung abzulegen, denn eine theoretische Lehrstunde ist doch einfacher als den Schnitt dann in Eigenverantwortung durchzuführen. Wie sagt doch das alte Sprichwort: Aller Anfang ist schwer!

Als Fazit der Veranstaltung kann man sagen: Es hat viel Spaß gemacht, wir haben viel gelernt und die Neuen werden sicher im nächsten Jahr wiederkommen um ihr Wissen zu vertiefen. Der KOGL wird hierzu frühzeitig einladen und würde sich über rege Beteiligung freuen.

Klaus Pönitzsch
Vorsitzender